Warum wir die Verbindung zur Natur verloren haben
- Bernhard Riegler
- 8. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Ich glaube, es gibt mehrere Gründe, warum so viele Menschen heute die Verbindung zur Natur nicht mehr spüren. Diese Trennung ist nicht plötzlich entstanden, sondern hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt, oft schleichend, fast unbemerkt.
Ein wichtiger Wendepunkt war für mich die Einführung des gregorianischen Kalenders. Früher haben sich die Menschen nach natürlichen Rhythmen gerichtet, nach dem Mond, den Jahreszeiten, dem Kreislauf des Lebens. Zeit war etwas, das sich wiederholt hat. Mit dem neuen Kalender wurde dieser Rhythmus unterbrochen. Zeit wurde plötzlich linear, ein ständiges Vorwärts, eingeteilt in Wochen, Monate, Termine. Dadurch ging ein Stück Verbindung verloren, nicht nur zur Natur, sondern auch zu uns selbst.
Dann kam die Industrialisierung. Sie hat zwar vieles erleichtert, aber auch viel verändert. Der Mensch sollte plötzlich „funktionieren“, Leistung bringen, sich an Maschinen und Arbeitszeiten anpassen. Das Leben im Einklang mit der Natur, mit dem Licht, den Jahreszeiten, der inneren Stimme, das wurde zunehmend verdrängt. Die Natur wurde mehr und mehr zu etwas, das man nutzt oder betrachtet, nicht mehr zu etwas, das man als lebendigen Teil von sich selbst fühlt.
Und heute? Heute ist alles noch schneller geworden. Viele Menschen sind kaum mehr im Moment. Der Kopf ist oft schon beim nächsten Termin, bei Aufgaben, Sorgen oder Zukunftsängsten. Man funktioniert, aber man fühlt sich dabei oft leer oder getrieben. Das Hier und Jetzt, dieser einfache Moment, in dem das Leben wirklich stattfindet, geht dabei verloren.
Ich glaube, genau hier beginnt die Trennung. Denn die Natur ist immer im Jetzt. Sie lebt nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Wenn wir nicht mehr im Moment sind, verlieren wir auch den Zugang zu ihr und damit zu einem wesentlichen Teil von uns selbst.
Und ich glaube noch etwas: Dass wir früher, vielleicht vor langer Zeit, viel intensiver mit der Erde verbunden waren. Für mich ist der Film Avatar kein reiner Fantasiefilm. Er fühlt sich eher an wie eine Erinnerung. Wie eine Art Dokumentarfilm über das, was einmal auf der Erde war, oder vielleicht immer noch ist, nur vergessen.
Diese riesigen Mutterbäume, wie man sie im Film sieht, ich glaube, solche Bäume gab es wirklich. Es gibt heute noch Hinweise darauf. Uralte Baumstümpfe, besondere Orte, kraftvolle Plätze, wo man spürt: Hier war einmal etwas Großes, etwas Lebendiges. Und ich glaube, dass diese sogenannten Weltenbäume für uns Menschen von großer Bedeutung waren.
So wie im Film der Baum Eywa das Volk mit der Erde, mit den Tieren, den Ahnen und den geistigen Ebenen verbunden hat, so waren auch wir früher verbunden, mit der Erde, mit dem Leben, mit allem, was ist. Diese Verbindung war nicht nur etwas Spirituelles. Sie war ganz real, sie war spürbar, greifbar, tragend.
Und genau diese Verbindung wurde durchtrennt. Vielleicht nicht bewusst, aber sie ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Und das war ein tiefer Einschnitt, denn es ging nicht nur um den Kontakt zur Natur, sondern um das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein.
Die Erde war nicht einfach nur ein Ort zum Leben. Sie war Teil von uns. Sie ist es eigentlich immer noch. Wir haben es nur vergessen. Aber tief in uns, irgendwo ganz still – wissen wir es noch. Und ich glaube, wenn wir uns wieder daran erinnern, wenn wir wieder beginnen, uns mit der Natur zu verbinden, mit ihren Rhythmen, mit ihrer Lebendigkeit, dann kommen wir auch wieder näher zu uns selbst.
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